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WebKonferenz am 19. Juni 2024
„Künstliche Intelligenz im Beteiligungskontext – Grundlagen, Potenziale, Herausforderungen“

Webkonferenz „Künstliche Intelligenz im Beteiligungskontext – Grundlagen, Potenziale, Herausforderungen“

Webkonferenz „Künstliche Intelligenz im Beteiligungskontext – Grundlagen, Potenziale, Herausforderungen“

Impulse und Diskurs mit 36 Teilnehmenden

Künstliche Intelligenz kann Beteiligung besser machen. Anregungen für die Optimierung von Projekten können schneller bearbeitet und besser in die Projektarbeit einbezogen werden. KI kann die Projektteams von Recherchearbeit entlasten und Sachverhalte schneller aufbereiten – das schafft den Projektteams mehr Zeit für den Dialog mit dem Projektumfeld. Damit das Potenzial von KI gut genutzt werden kann, müssen jedoch Voraussetzungen geschaffen werden.
Als erstes sind Fragen zu beantworten: Welche Aufgaben sollen konkret mit KI-Unterstützung gelöst werden? Was versprechen wir uns davon an Nutzen? Eignen sich diese Aufgaben? Das heißt zum Beispiel: Sind Daten in ausreichender Qualität vorhanden, auf die KI aufsetzen kann? Stehen der Aufwand für die Einführung der KI und der Nutzen ihrer Anwendung in einem sinnvollen Verhältnis? Die Webkonferenz der Dialoggesellschaft konnte noch keine umfassenden Antworten geben. Aber die Diskussion ist eröffnet und wird fortgesetzt. Lesen Sie hier, was im Einzelnen die Themen waren: Nach einer kurzen Begrüßung der Teilnehmenden durch Vera Grote, Vorstandsmitglied der DialogGesellschaft, leitete Michael Baufeld, Vorstandsvorsitzender der DialogGesellschaft, die Veranstaltung thematisch ein und stellte gleich zu Beginn fest: KI ist spätestens seit ChatGPT im mitten im Leben angekommen. Doch welche Konsequenzen hat der wachsende Umgang mit KI für die Öffentlichkeitsbeteiligung? Die Antworten werden den Dialog und Beteiligung bei Planung und Bau von Projekten künftig bestimmen. Deshalb taucht die DialogGesellschaft heute tief in das Thema ein und startet den Dialog um Chancen und Risken KI-gestützter Beteiligungstools.

Impulsvorträge

Den ersten Impulsvortrag hielt Rachel Berryman von 50Hertz/Elia Group. Die Datenwissenschaftlerin am AI Center of Excellence erläuterte grundlegende Fakten in Sachen KI. In ihrem Vortrag „AI Demystification“ lieferte sie unter anderem eine Definition von Künstlicher Intelligenz, wie sie heute Verwendung findet: als Computersysteme, die in der Lage sind, eine Aufgabe zu erledigen, die normalerweise menschliche Intelligenz benötigt (Narrow AI). Eine Weiterentwicklung wären Systeme, die mehrere, komplexe Aufgaben lösen können (General AI), heute aber noch nicht zur Anwendung kommen.

Weiterhin stellte Rachel Berryman vor, wie KI-Modelle von der Definition eines Problems, über die Sammlung, Vorbereitung und Analyse von Daten, bis zur Testung erster Modelle und letztendlichem Einsatz eines funktionierenden Modells entwickelt werden. Dabei machte sie deutlich, dass all diese Schritte zunächst kostenintensiv sind und sich der potenzielle Mehrwert erst zeigt, wenn das Modell erfolgreich angewendet werden kann. Allen Überlegungen zur Entwicklung und zum Einsatz von KI sollte also die Frage nach dem Kosten-Nutzen-Verhältnis vorangestellt werden.

Präsentation (PDF)

Im zweiten Impulsvortrag sprach Dr. Jens Fleischhauer, Fernstraßen-Bundesamt (FBA), Leiter des Referats Innovationen und Internationale Zusammenarbeit in der Abteilung Bau und Verkehrstechnik, über KI-bezogene Überlegungen der Genehmigungsbehörde. Langfristiges Ziel des Fernstraßen-Bundesamtes ist es, einen möglichst medienbruchfreien, digitalen Planungsprozess von Anfang bis Ende zu ermöglichen. Als Anfangspunkt beschreibt er den sukzessiven Einsatz von Building Information Modeling (BIM), durch das zunächst eine gute digitale Datengrundlage geschaffen wird.

Ein nächster Schritt könnte der Einsatz von KI als Unterstützung für Beteiligung und Genehmigungsprozesse sein. Allerdings werden alle Optionen dahingehend sehr gründlich beleuchtet und noch mit Vorsicht behandelt. Nicht zuletzt, weil etwa in Prüfungsprozessen auch Grundrechte berührt werden (z. B. Enteignungsverfahren). Unter Abwägung aller Vorteile und Risiken, soll voraussichtlich nächstes Jahr eine erste KI-Anwendung implementiert werden.

Dr. Jens Fleischhauer wies außerdem auf einige Fragen hin, die bei der Implementierung von KI immer bedacht werden sollten, u.a.:
– Wie fehleranfällig ist ein Modell?
– Wie genau wurde das System trainiert? (Transparenzgebot)
– Wer überprüft das Modell und dokumentiert Fehler?
– Welche Kompetenzen sind notwendig, um die KI richtig anzuwenden?
– Wie sieht es mit Datensicherheit und Datenhoheit aus?

Präsentation (PDF)

Nach den Impulsvorträgen zeigte eine kurze Umfrage, in welchem Bereich die Teilnehmenden der Webkonferenz arbeiten. Fast die Hälfte ist im Bereich Kommunikation/Beteiligung tätig. Zudem gab es noch Personen aus der Genehmigungsbehörde sowie Planer:innen. Auf die Frage, wie die Teilnehmenden in ihrer Organisation zum Thema KI stehen, gab ein Großteil an, dass sie vor allem ein individuelles Interesse hätten. Neun Teilnehmende antworteten, dass die Organisation das Thema KI auf der Agenda habe und nur bei einer Person gab es unternehmensseitig keinen Anlass, sich mit KI zu befassen.

Diskussion und Erfahrungsaustausch in Kleingruppen – Spiegel der Diskussionen

In zwei parallel stattfindenden Breakout Sessions konnten die Teilnehmenden anschließend in Kleingruppen miteinander diskutieren.

In einer Gruppe stellte Dr. Danuta Kneipp einleitend die Frage: „Neugier oder Skepsis – was überwiegt?“ Die Diskussion zeigte, dass Neugier und Skepsis gleichermaßen vorhanden sind.
Oftmals fehle es an einem grundlegenden Verständnis und organisationsinternen Angeboten, um dieses zu erlangen und etwaiger Skepsis entgegenzuwirken. Bezugnehmend auf die vorangegangenen Impulsvorträge stellten sich die Teilnehmenden auch die Frage, wo sie überhaupt Anwendungsfälle für KI in ihrer täglichen Arbeit hätten bzw. wo der Einsatz von KI tatsächlich sinnvoll wäre und Prozesse erleichtern könnte. Wesentlicher Punkt sei hierfür in
jedem Fall zunächst, eine geeignete, qualitativ hochwertige Datengrundlage zu schaffen. Das bräuchte Zeit. Konsens herrschte darüber, Aufwand und Nutzen von KI sehr genau abzuwägen. Ebenso waren die Teilnehmenden sich einig, dass KI aktuell nur ein Assistenzsystem bleiben kann und es immer noch die Kontrolle und die Einordnung der Ergebnisse durch Menschen benötige.

Die andere Gruppe unter Moderation von Michael Baufeld stand dem Thema KI ebenfalls mehrheitlich aufgeschlossen gegenüber. Auch hier waren sich alle einig, dass KI in ihrer heutigen Form vor allem ein Unterstützungssystem sein kann. So sei es etwa denkbar, Einwendungen oder eine informelle Beteiligung mithilfe von KI vorzusortieren und zu strukturieren. Das könne helfen, die Hinweise anschließend besser oder effizienter zu bearbeiten und so insgesamt bessere Ergebnisse zu erzielen. Es wurde der Wunsch geäußert, sich in Pilotprojekten auszuprobieren und auszutauschen, um Erfahrungen zu sammeln und Sicherheit zu gewinnen.

Weitere Diskussion und offene Fragen

Es wurden weitere Themen miteinander diskutiert und Fragen aufgeworfen. Unter anderem:

– Wie kann man Angebote schaffen, um das wichtige Zukunfts- und Entwicklungsthema voranzutreiben? Wie kann das aktuelle Interesse beibehalten werden, anstatt das Thema durch – teilweise notwendige – Regularien einzuschränken?
– Es ist notwendig, in den Unternehmen Wissen aufzubauen und niedrigschwellige Anwendungsfelder zu schaffen.
– Die Verzahnung von BIM und Beteiligung könnte durch den Einsatz von KI verbessert werden.
– Alle Vorhabenträger:innen sollten gleichermaßen Budget und Ressourcen zur Verfügung stellen, um Pilotprojekte ins Leben zu rufen und dann auch in die Anwendung zu bringen.
– Damit KI-basierte Systeme in der Beteiligung Anwendung finden, muss Vertrauen geschaffen werden. Wie können KI-basierte Entscheidungen transparent gemacht werden (Methodentransparenz)? Wie kann der Vorwurf vermieden werden, dass KI-Modelle im Sinne der Vorhabenträger:innen trainiert wurden?
– Es benötigt Rechtssicherheit – unter anderem für BIM. Können Regulierungsgremien helfen, diese Rechtssicherheit herzustellen?

Abschluss

Frau Grote dankte den Teilnehmenden und Impulsgeber:innen und betonte, dass das Thema Künstliche Intelligenz die Vorhabenträger:innen auch zukünftig noch stark beschäftigen wird. Aufgabe der DialogGesellschaft sei es hierbei, den Dialog um mögliche Anwendungsfelder, Good-Practice-Beispiele und die Anforderungen, die KI zukünftig an uns alle stellt, vertiefend weiterzuführen.

Webkonferenz „Künstliche Intelligenz 2.0“

Nach dieser ersten Veranstaltung will die DialogGesellschaft das Thema „Künstliche Intelligenz“ gemeinsam mit Ihnen vertiefen. In einer weiteren Webkonferenz zum Thema wollen wir unter
anderem folgenden Fragen nachgehen:

– Welche KI-Anwendungen kommen für Ihre Arbeit heute schon in Frage? Mit welchen Restriktionen sehen sich Ihre Unternehmen hier konfrontiert? Wie gehen Sie damit um?
– Wie könnte ein KI-Modell anhand eines Anwendungsfalls aus Ihrer Beteiligungspraxis entwickelt werden? Wie könnte ein entsprechender „Leitfaden“ aussehen?
– Wie müssen Unternehmen die heutige Art von Beteiligung an den Einsatz von KI anpassen? Inwiefern müssen Beteiligungsprozesse angepasst werden, damit KI sinnvoll genutzt werden kann?

Wir freuen uns, wenn Sie auch beim nächsten Mal wieder mit uns diskutieren! Weitere Informationen zur Veranstaltung folgen.